Zeitreise

Zeitreise

Gut über dreißig Jahre ist es her, dass ich mich aufgemacht habe, das damals wie heute spannende Israel zu besuchen. Arbeiten im Kibbuz und nebenbei Land und Leute kennen lernen.

Das war der Plan. Es kam aber alles ganz anders als sich meine Eltern und wohl auch ich mir das vorgestellt hatte.

Ein Abenteuer in einer fernen, fremden Welt. Und doch flogen Geschichte und Heimat, was auch immer das ist, mit.

Zwischen Kamelen, Shishas, Falafel, Maschinenpistolen, grünen Uniformen, Kippas, Palästinensertüchern, Humus und vielen jungen Menschen traf ich Holocaust-Überlebende die mich nach Graz oder Wien fragten. Viele waren es damals noch, die man einfach so auf der Straße traf und mit ihnen ins Gespräch kam. Kein Zorn, keine Bitterkeit. Einfach nur die Neugier wie es „zu Hause“ denn nun aussehe.

Und dreißig Jahre später. Wieder ein Kibbuz irgendwo zwischen Tel Aviv und Jerusalem.

Ich treffe meinen Freund Tibor. Vom Spitzendiplomaten mit schwarzer Limousine und Leibwächtern zum Kibbuznik innerhalb kürzester Zeit. Wegen der Familie.

Sechs Kinder hat er. In Ausbildung oder beim Militär. Er konnte nicht länger im fernen München bleiben. Die Familie nur alle paar Wochen besuchen.

Und nun leben sie im Kibbuz. Wie damals. Kein Zaun, nur eine Schranke  an der Zufahrtsstraße, „bewacht“ von einem freundlichen Mann, der sich hauptsächlich um seine Gitarre kümmert.

Die Bungalows sind einfache Stein- Holzkonstruktionen. Hunde streuen herum. Es gibt ein Schwimmbad und dass es reichlich Kühe gibt ,verrät die Nase.

Wir fahren ins benachbarte Ramla. Abendessen. Basic, wie damals. Humus, saures Gemüse, Hühnerspieß, Shwarma. Plastikteller, Bier aus der Flasche.

Ramla ist gemischt jüdisch arabisch, irgendwie geht das, erklärt mir Tibor.

Und während wir essen und trinken werden Erinnerungen von vor dreißig Jahren wach. Und das fühlt sich verdammt gut an.

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