Lissabon - endlich

Lissabon - endlich

Drei Anläufe hat‘s gebraucht um mich in die Stadt zu verlieben. Beim ersten Mal vor über zwanzig Jahren saß ich an den Treppen zum Meer und entschloss mich dazu meine Zukunft in der Musikindustrie zu finden. Diese Zukunft ist allerdings schon lange Vergangenheit. Und das ist gut so. Am selben Abend jedenfalls saß ich in einem Restaurant, machte intensive Bekanntschaft mit Krustentieren und hörte James, die eine nahegelegene Konzerthalle beschallten. Manchmal passt halt alles. Das damalige Armenhaus Europas war trotzdem nicht zu übersehen. 15 Jahre später Estoril. Von der Kreisklasse in die Bundesliga. Und Lissabon selbst rückt fern, erschließt sich mir gar nicht mehr. Das Hotel im Naturschutzgebiet ist eine Insel und hat mit dem Land nichts zu tun. Im Restaurant regiert Adrià Ferran. Selber schuld, so kann man ein Land nicht erkunden. Und beim dritten Mal? Zwar wieder Estoril, doch eine intensive Erkundung der Altstadt von Lissabon. Zu Fuß und mit der Straßenbahn. Und dann im Bota Alta essen. Geheimtipp. Hiermit enttarnt. Eine kleine Boaz‘n, täten meine Mitbayern sagen. Familienbetrieb. Klein. Karierte Tischtücher. Und dann werden einfach nur Teller gebracht. Frittierte Sardinen, frittierte Artischocken. Bakalao mit Rührei, Käse zum Löffeln und wunderbarer Weißwein. Die schratteligen engen Gassen entwickeln eine heimelige Atmosphäre, die Menschen sind entspannt. Es ist ruhig, fast leise. Ungewöhnlich für ein Land südlich des Alpenhauptkammes. Selbst die Autos schweigen. Kein aufgeregtes Gehupe wie in den Nachbarländern. Und dann spätabends wieder die Treppen zum Meer. Keine richtungsändernde Entscheidung. Es ist wie es ist. Und das ist gut so. Sehr sogar.

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