Le Père Lachaise

Le Père Lachaise

Paris im aufkommenden Frühling ist unübertroffen. Früh aufstehen, Laufschuhe an, runter zur Seine. Die Stadt schläft, die Sonne kommt hoch, und die Stadt gehört Dir. So kann der Tag beginnen. Enden könnte er, bevor man sich der weinseligen Nonchalance der Millionenmetropole hingibt, am Friedhof Père Lachaise. Mitten in der Stadt, auf Hügeln gelegen, findet man im unüberschaubaren Wirrwarr der oft willkürlich angelegten Gräber erstmal niemanden. Wenn man denn auf der Suche nach jemanden ist. Ich war. Oder viel mehr, bin. Meine Leidenschaft für Friedhöfe hat am Wiener Zentralfriedhof seinen Anfang genommen. Vor vielen Jahren. Worum geht‘s. Es geht um Geschichte und um Geschichten der Menschen, die da so rumliegen. In Père Lachaise ist das beispielsweise Marcel Proust. Ich gelobe „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ aufs Kindle zu laden. Oder Honoré de Balzac. Les‘ ich grad. Oder Gilbert Bécaud, M. 100.000 Volt, Held meiner Kindheit. Maria Callas, Edith Piaf. Oder Alber Camus. Oscar Wilde. Alle gemahnen irgendwie, sich mal wieder mit ihnen auseinanderzusetzen. Stundenlang kann man die Hügel auf und ab wandern. Irgendwann landet man bei Jim Morrison, das einzige der Gräber, das wirklich reichlich mit Blumen und irgendwelchen Danksagungen aus aller Welt geschmückt ist. La Fontaine, Modigliani, Delacroix, Sarah Bernhardt, Apollinaire, Chopin, Molière. Ein Sammelsurium der Weltgeschichte, versammelt an einem zauberhaften Ort. Verlässt man die Insel der Stille, schluckt einen sofort die Rastlosigkeit der Stadt. Der kann man aber wunderbar entgehen, wenn man sich in eins der angrenzenden Cafés begibt und bei einem Glas Chablis noch einmal die Namen und das, was sie der Menschheit hinterlassen haben, Revue passieren lässt. Au revoir Père Lachaise. 

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