Ich nicht!

Ich nicht!

Über 23.000 Menschen haben letzte Woche die Anzeige des Schriftstellers Michael Köhlmeier gegen – den mittlerweile zurückgetretenen EU Spitzenkandidaten – der Freiheitlichen Partei Österreichs FPÖ unterstützt, und dadurch lautstark „Ich nicht“ gesagt. Hat nun Rassismus, verbrämt durch verschlagenes, absichtliches sich blöd stellen, wie Hans Rauscher in der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ das unsägliche Verhalten der Rechtsextremen in Österreich gelungen beschrieben hat, eine Dämpfer erlitten? Mitnichten. Der Anzeige wird juristisch keine Chance gegeben. Geschenkt. Damit hat eh' keiner gerechnet. Aber es geht um Zeichen. Wie so oft. Und vor allem in der Politik. Und gegen dieses „sich blöd stellen“, dieses „das wird man wohl noch sagen dürfen“, muss ein deutliches Zeichen gesetzt werden. Viel zu lange haben die Rechtsextremen das Land an der Nase herumgeführt. Jörg Haiders Standardfloskel “meinetwegen entschuldige ich mich halt“ wurde ohne Wenn und Aber akzeptiert. Auch Mölzers, „warum darf ich denn nicht Neger sagen, ist doch ein ganz normales deutsches Wort, und verboten ist es auch nicht“, wäre sang und klanglos durchgegangen, hätte er sich nicht auch noch am fußballerischen Nationalheiligtum David Alaba vergriffen. Da hat der Rechtsausleger der eh' schon extrem rechts stehenden Partei das Wasser zu weit ergründet, so dass sein Chef Strache gar nicht anders konnte, als ihn aus vorderster Front zurück zu pfeifen. Um dann gleich Alaba als positives Integrationsbeispiel zu loben. Positives Integrationsbeispiel? Einer, der in Wien zur Welt kam? Geht‘s noch? Strache ist Populist genug, dass er weiß, dass er den „Neger“ Alaba nun verteidigen muss. Auch wenn‘s ihm dabei den Magen umdreht. Und Mölzer wird eine Zeitlang die Füße stillhalten und weiter im Hintergrund den Parteiideologen geben. Wer jemals Rosenbergs „Der Mythos des 20. Jahrhunderts“ gelesen hat, weiß, wer das gefährlichere Spiel betreibt. Anyway, Österreich wird wieder zur Tagesordnung übergehen, nachdem sich Strache „meinetwegen halt“ für die Entgleisungen seines Parteifreundes entschuldigt hat. Und irgendwer aus der Rechten Riege wird schon mit braunen Rülpsern einspringen, damit die Kernklientel der FPÖ weiterhin bei Laune gehalten bleibt und den Stammtischen der Gesprächsstoff nicht ausgeht. 23.000 haben dazu wenigstens „Ich nicht!“ gesagt.

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