Es lebe der Zentralfriedhof

Es lebe der Zentralfriedhof

 

Zu einer gepflegten Herbstmelancholie gehört unbedingt ein Besuch auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Gut, es ist jetzt Juni. Aber man kann sich ja nicht immer alles aussuchen im Leben.

Also Zentralfriedhof.  Beim Sterben macht den Wienern so bald Keiner was vor. Alles größer, bombastischer.

Kann man bequem vom Fiaker aus besichtigen, wenn man mag.

Beethoven, Schubert, Strauss und Nestroy.

Und irgendwie bohrt sich langsam aber sicher der Ambros seinen Weg ins Ohr.

Qualtinger, Moser, Lingen, Curd Jürgens.

Der innere Film geht los. Und er hört nicht mehr auf. Familie Kreisky. Benya, Zilk, Sallinger. Meine politische Domestizierung vereint auf ein paar Quadratmetern. Johanna Dohnal und, sehr berührend, Barbara Prammer.

Beim Udo, also beim Jürgens dann großer Andrang. Vor fast zwanzig Jahren haben wir ihm in Zürich eine Flasche über hundert Jahre alten Cognac weggetrunken. „Steirerbua mach‘ auf was‘d willst“. Hab‘ ich dann. Und Udo hat am Schimmel gerockt. Those were the days.

Weiter geht‘s. Falco suchen. Dabei „stolpert“ man über den Hinterberger („Mundl“) oder den Sokol. Und Werner Kofler. Ein Freund eines Freundes. Brigitte Schwaiger – auch schon tot? – Heinz Reincke, Dorothea Neff und endlich der Hölzl.

Der innere Film, die innere Musik nehmen kein Ende. Den Torberg und den Schnitzler heb‘ ich mir für‘s nächste Mal auf.

Jetzt geht‘s aber auf mindestens einen Gspritztn ins Concordia Schlössel. So eine gesunde Herbstmelancholie muss ja schließlich gepflegt werden. Auch und gerade im Juni!

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