Gebrauchsanweisung für das Burgenland
„Im Buagenlaund is schee(i)n,
Wauns regnd kaunst ned gee(i)n.
Is Haus vulla Loam,
Owa dahoam is dahoam.“
Wenn Sie diese Zeilen fehlerfrei, also richtig akzentuiert aussprechen können, sind sie schon ein großes Stück weiter bei der Erkundung von Österreichs östlichstem und auch jüngstem Bundesland. Also ruhig noch einmal lesen und laut wiederholen. Sich mit der Landessprache auseinanderzusetzen ist unumgänglich, will man nicht „lost in translation“ in einer der unzähligen Kellergassen vor Riesenbroten, bestrichen mit allem was Gesundheitspäpste landauf, landab verbieten, verhungern. Grammelschmalz, Bratlfett, Verhackerts. Überhaupt scheint es, dass der Burgendländer neben dem Wein auch in Borstenvieh und Schweinespeck seinen idealen Lebenszweck gefunden hat. Ähnlichkeiten mit den östlichen Nachbarn sind zwar nicht erwünscht, dafür aber unübersehbar. Und da sind wir auch schon bei der kollektiven Neurose, die die Burgenländer in vergangenen Zeiten mitunter zu den deutschesten aller Österreicher werden ließ. In den, zugegebenermaßen eher seltenen Regenperioden verfolgt einen der „Loam“, also Lehm, bis in die eigene Wohnstube. Und mit dem Lehm ist es so eine Sache, man kann putzen und putzen, man kriegt ihn trotzdem nie ganz aus den Schuhsohlen. Und genau so verhält es sich mit der eigenen Vergangenheit. Kroatisch und Ungarisch wurde vor nicht allzu langer Zeit zwar in vielen Haushalten gesprochen, aber eben nur da und hinter verschlossenen Gardinen in abgedunkelten Räumen. Hier scheint sich nun langsam aber sicher ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. Langsam, sehr langsam, denn, wie schon der legendäre Burgendländer und ehemalige österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz so treffend sagte: „Es ist alles sehr kompliziert“.
Wenden wir uns der positivsten Seite der pannonischen Wurzeln zu, der Freude am ausschweifenden Feiern und der damit einhergehenden Gastfreundschaft. Wer jemals das Vergnügen hatte bei einem burgenländischen Hochzeitsfest eingeladen gewesen zu sein, wird das sein Leben lang nicht mehr vergessen, schon allein wegen der Extrapfunde, die sich auf immer und ewig der Leibesmitte verbunden fühlen. Vermutlich sind es das milde Klima und die zauberhafte von Weinbergen und sanften Hügeln geprägte Landschaft, die den Burgendländer letztlich zu einer ganz besonderen Ausgabe der Spezies Österreicher macht. Der Name Pannonien übrigens, der leitet sich vom thrakischen Hirtengott Pan her.
Aber nun mit „Hui“ (übrigens, der Burgendländer setzt nach dem „u“ gern ein“ i“, was hier in der korrekten Übersetzung eine Dame des leichten Gewerbes beschreiben würde) hinein ins pannonische Vergnügen.
Erschienen im Piper Verlag.